Das 19. Jahrhundert in Deutschland war geprägt von tiefgreifenden Veränderungen, die von den Nachwirkungen der Napoleonischen Kriege bis zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871 reichten. In dieser Zeit entwickelten sich Städte wie Erfurt und Kassel dank des Eisenbahnausbaus und wirtschaftlicher Impulse zu bedeutenden Kultur- und Handelszentren. Genau in diesem Umfeld konnten Geigenbauer und Restauratoren neue Chancen ergreifen – allen voran Joseph Schonger (1. Februar 1812 – 15. Mai 1888), dessen hervorragende Fähigkeiten insbesondere im Bereich der Reparatur von Streichinstrumenten auf Barockbasis (Barockinstrumenten) Anerkennung fanden.
Schonger entstammte einer alten Geigenbauerfamilie in Erfurt, die unter anderem mit der Viola d’amore (Biola d’amour) in Verbindung stand. Manche Quellen deuten sogar auf einen möglichen Bezug zum Werk von Jacobus Stainer hin. Der Stammvater der Familie Schonger soll um 1666 in Vils (Tirol) geboren worden sein: Georg Schonger, dessen Ehefrau Apollonia (geb. Bosch) wiederum mit Johannes Bosch in Beziehung gebracht wird. Ursprünglich für eine geistliche Laufbahn vorgesehen, wandte sich Joseph jedoch dem Handwerk seines Vaters Karl Schonger zu und erlernte das Geigenbau- und Reparaturhandwerk. Nach Abschluss seiner Lehrzeit zog Joseph im Mai 1838 auf Empfehlung des berühmten Komponisten und Geigers Louis Spohr nach Kassel. Dort konzentrierte er sich auf die Restaurierung und Modernisierung von Barockinstrumenten sowie auf den Handel mit neueren Violinen aus Tiroler und Vogtländer Werkstätten. Während die europäische Musikszene vom romantischen Geist erfasst wurde und Komponisten wie Mendelssohn, Schumann und Brahms die großen Bühnen prägten, gewann die Violine als zentraler Bestandteil von Orchester- und Kammermusik weiter an Bedeutung.
J. Schonger, Etikett in einer privat besitzenden Violine, Umbau mit Halsansatzkorrektur
Halsanschäfter von J. Schonger Präzise Arbeit bis ins Innere des Wirbelkastens
Schonger verbesserte nicht nur die Halslänge und den Neigungswinkel der Instrumente, sondern passte auch Steg und Saitenhalter an die Anforderungen der fortschreitenden Spieltechnik an. Besonders hervorzuheben ist sein Beitrag zur Einführung bzw. Entwicklung des Kinnhalters, auf den heute kaum ein Geiger verzichten würde.
Schonger verbesserte nicht nur die Halslänge und den Neigungswinkel der Instrumente, sondern passte auch Steg und Saitenhalter an die Anforderungen der fortschreitenden Spieltechnik an. Besonders hervorzuheben ist sein Beitrag zur Einführung bzw. Entwicklung des Kinnhalters, auf den heute kaum ein Geiger verzichten würde.
Als leidenschaftlicher und gewissenhafter Meister versah er seine überarbeiteten Geigen anfangs mit einem Etikett, entschied sich jedoch später, davon Abstand zu nehmen, um eine mögliche Verbindung seines Namens mit minderwertigen Reparaturarbeiten zu vermeiden. Über die Größe seiner Werkstatt und die genauen Details seiner Arbeit sind leider nur wenige Informationen überliefert, da viele Aufzeichnungen nach seinem Tod am 15. Mai 1888 in Kassel verloren gingen. Dennoch lässt sich erkennen, wie intensiv er sich in den Spannungsfeldern von Tradition und Moderne bewegte und welche Bedeutung er dem präzisen Handwerk beimaß.
Joseph Schongers Wirken zeigt eindrücklich, wie ein Geigenbauer im Umbruch des 19. Jahrhunderts den wachsenden Bedürfnissen der Musikszene nach klanglich und spieltechnisch optimierten Instrumenten gerecht zu werden versuchte. Mit Blick auf noch unentdeckte Dokumente und Forschungserkenntnisse bleibt abzuwarten, welche Facetten seines Schaffens und die jener “stillen Helden” des Geigenbaus zukünftig ans Licht treten werden.
Autor: Hozick Jung Atelier für Geigenbau und Restaurierung, Berlin
Quellenverzeichnis -Dürre, Ronald. Louis Spohr und die „Kasseler Schule“: Das pädagogische Wirken des Komponisten, Geigenvirtuosen und Dirigenten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Kassel: Bärenreiter, 1995. -Lütgendorff: Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart. -Henley’s Universal Dictionary of Violin and Bow Makers. -Jalovec: Deutsche Geigenbauer.
Das 19. Jahrhundert in Deutschland war geprägt von tiefgreifenden Veränderungen, die von den Nachwirkungen der Napoleonischen Kriege bis zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871 reichten. In dieser Zeit entwickelten sich Städte wie Erfurt und Kassel dank des Eisenbahnausbaus und wirtschaftlicher Impulse zu bedeutenden Kultur- und Handelszentren. Genau in diesem Umfeld konnten Geigenbauer und Restauratoren neue Chancen ergreifen – allen voran Joseph Schonger (1. Februar 1812 – 15. Mai 1888), dessen hervorragende Fähigkeiten insbesondere im Bereich der Reparatur von Streichinstrumenten auf Barockbasis (Barockinstrumenten) Anerkennung fanden.
Schonger entstammte einer alten Geigenbauerfamilie in Erfurt, die unter anderem mit der Viola d’amore (Biola d’amour) in Verbindung stand. Manche Quellen deuten sogar auf einen möglichen Bezug zum Werk von Jacobus Stainer hin. Der Stammvater der Familie Schonger soll um 1666 in Vils (Tirol) geboren worden sein: Georg Schonger, dessen Ehefrau Apollonia (geb. Bosch) wiederum mit Johannes Bosch in Beziehung gebracht wird. Ursprünglich für eine geistliche Laufbahn vorgesehen, wandte sich Joseph jedoch dem Handwerk seines Vaters Karl Schonger zu und erlernte das Geigenbau- und Reparaturhandwerk.
Nach Abschluss seiner Lehrzeit zog Joseph im Mai 1838 auf Empfehlung des berühmten Komponisten und Geigers Louis Spohr nach Kassel. Dort konzentrierte er sich auf die Restaurierung und Modernisierung von Barockinstrumenten sowie auf den Handel mit neueren Violinen aus Tiroler und Vogtländer Werkstätten. Während die europäische Musikszene vom romantischen Geist erfasst wurde und Komponisten wie Mendelssohn, Schumann und Brahms die großen Bühnen prägten, gewann die Violine als zentraler Bestandteil von Orchester- und Kammermusik weiter an Bedeutung.
Halsanschäfter von J. Schonger
Präzise Arbeit bis ins Innere des Wirbelkastens
Schonger verbesserte nicht nur die Halslänge und den Neigungswinkel der Instrumente, sondern passte auch Steg und Saitenhalter an die Anforderungen der fortschreitenden Spieltechnik an. Besonders hervorzuheben ist sein Beitrag zur Einführung bzw. Entwicklung des Kinnhalters, auf den heute kaum ein Geiger verzichten würde.
Schonger verbesserte nicht nur die Halslänge und den Neigungswinkel der Instrumente, sondern passte auch Steg und Saitenhalter an die Anforderungen der fortschreitenden Spieltechnik an. Besonders hervorzuheben ist sein Beitrag zur Einführung bzw. Entwicklung des Kinnhalters, auf den heute kaum ein Geiger verzichten würde.
Als leidenschaftlicher und gewissenhafter Meister versah er seine überarbeiteten Geigen anfangs mit einem Etikett, entschied sich jedoch später, davon Abstand zu nehmen, um eine mögliche Verbindung seines Namens mit minderwertigen Reparaturarbeiten zu vermeiden. Über die Größe seiner Werkstatt und die genauen Details seiner Arbeit sind leider nur wenige Informationen überliefert, da viele Aufzeichnungen nach seinem Tod am 15. Mai 1888 in Kassel verloren gingen. Dennoch lässt sich erkennen, wie intensiv er sich in den Spannungsfeldern von Tradition und Moderne bewegte und welche Bedeutung er dem präzisen Handwerk beimaß.
Joseph Schongers Wirken zeigt eindrücklich, wie ein Geigenbauer im Umbruch des 19. Jahrhunderts den wachsenden Bedürfnissen der Musikszene nach klanglich und spieltechnisch optimierten Instrumenten gerecht zu werden versuchte. Mit Blick auf noch unentdeckte Dokumente und Forschungserkenntnisse bleibt abzuwarten, welche Facetten seines Schaffens und die jener “stillen Helden” des Geigenbaus zukünftig ans Licht treten werden.
Autor: Hozick Jung
Atelier für Geigenbau und Restaurierung, Berlin
Quellenverzeichnis
-Dürre, Ronald. Louis Spohr und die „Kasseler Schule“: Das pädagogische Wirken des Komponisten, Geigenvirtuosen und Dirigenten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Kassel: Bärenreiter, 1995.
-Lütgendorff: Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
-Henley’s Universal Dictionary of Violin and Bow Makers.
-Jalovec: Deutsche Geigenbauer.